Die etwas andere (kritische) Geschichte
Ich muss da etwas richtigstellen. Die meisten Europäer glauben nämlich, ich - also der amerikanische Santa - sei bloß ein schlecht gelungener Abklatsch ihres heiligen Nikolaus, dieses Wirtschaftsflüchtlings aus der Türkei. Zugegeben, für diese These spricht vieles. Der Türke, aus Myra, mit dem Spitzhut zeigt Solidarität und Verantwortungsbewusstsein. Er beschenkt die armen Kinder, wie die reichen und greift dabei auf biologische Naturprodukte zurück. Nüsse, Mandarinen und dergleichen, Zeugs mit hohem Gebrauchswert, aber tiefer Marge halt. Und dazu noch nachhaltig, biologisch. In hohem Masse unamerikanisch, das Ganze. Ohne jede Rücksicht auf den "customer lifetime value". Den "Kundenlebenszeitwert". Naiv. Man besteht in Europa darauf, dass es dazu einen religiösen Hintergrund gebe. Sad.
Übrigens die Mandarinen verteilt er auch erst seit 200 Jahren.
Zur Herkunft.
Hohoho, all das sucht man beim amerikanischen Santa natürlich vergebens. Nachdem die Amerikaner, die ausgewanderten Europäer, es geschafft hatten, jede Kultur hinter sich zu lassen, vor ein paar hundert Jahren als Migranten in den Wäldern, Wüsten und Sümpfen (heute Florida) Nordamerika bei Null zu beginnen, konnten sie mit Sankt Nikolaus, zumal mit seinem religiösen Hintergrund, rein gar nichts anfangen. Etwas Neues, typisch amerikanisches eben musste her. Sie erfanden Santa, und die Kraft ihrer Gedanken führte dazu, dass ich eines Tages plötzlich real wurde.
Amerikanisch.
Typisch amerikanisch also. Fangen wir beim Lockruf "Hohoho" an. Amerikanischer lieben solche Auftritte. Europäer finden sie unbegreiflich und damit unnötig. Dennoch in Shoppi/Tivoli Spreitenbach und anderswo haben Schweizer, mit und ohne Migrationshintergrund, finden ihre helle Freude daran. Entweder man ist jemand, meinen sie, dann braucht man sich auch nicht in Szene zu setzen, oder aber.....
Den religiösen Hintergrund schmissen meine "Fellow Americans" auf den Müllhaufen der Geschichte. Hätten sie religiöses Bewusstsein gehabt, wäre es ihnen schließlich nicht gelungen, die Ureinwohner Nordamerikas zu vertreiben oder gleich umzubringen. Religion lohnte sich also nicht, also weg damit. Auch Solidarität und gesellschaftliches Verantwortungsgefühl und Gemeinwohl ließ man bleiben, hinderlich auch das. Die Landwirtschaftsprodukte sowieso. Auch der Akzent verschob sich und erhielt einen typisch amerikanischen Stempel: Es ging nicht mehr darum zu beschenken, sondern zu kaufen. Umsatz generieren, jemandes Taschen zu füllen. Während der Türke nach wie vor Mandarinen verschenkt, bin ich Santa, der Götze des Technologiezeitalters. Verteile unnötiges, vor allem sauteures Technikspielzeug. Natürlich nur für Kinder begüterter Eltern, die sich die Kostenfürsprache bei mir auch wirklich leisten können. Alle anderen sind selber schuld, hätten schließlich ihre mausarmen Vorfahren nicht nach Amerika auswandern lassen sollen.
Entwicklung.
Mir selber ging es sehr gut bei diesem Arrangement, und Nikolaus, der Türke, und ich waren nie wirklich Konkurrenten, grasten ja auch nicht denselben Markt ab, hohoho. Leider blieb es nicht dabei. Vor einigen Jahren nahm das Unheil seinen Lauf. In Amerika. Ein Typ, der nicht grau werden wollte und auch nicht gescheiter, griff mit seinen Händen nach der Macht. Ein Typ, der überzeugt ist, er sei der mit Abstand Beste, das die Sonne je beschienen hatte. Ein Typ, der überzeugt ist, dass sein Wort das Evangelium ist. Bad.
Es ging eine Weile ganz gut, dann kam Covid, Wahlen, Mauerbau, Amerika First und zuletzt ein Sturm der Horden mit Absturz. Ich konnte meiner Arbeit wieder in Ruhe nachgehen, zwängte mich durch enge Kamine, Rudolph und die seinen halfen mir Wagenladungen asiatischen Firlefanz Konsum verwöhnten Kinder zu liefern. Business "as usual" oder kommt nun "back to the future?" Der Typ, noch immer nicht grau geworden, lässt seit geraumer Zeit wieder von sich hören und will mit klebrigen Finger wieder nach der Macht greifen.
Zukunft.
Klar ist jetzt: Für ihn und mich ist kein Platz auf dem nordamerikanischen Kontinent. Ich denke, ich muss auswandern, rasch, bevor mich eine Mauer daran hindert in den Nahen Osten zu flüchten. Dort gründe ich zusammen mit St. Nikolaus, aus Myra, heute Demre, und mit Schmutzli, ein Start-up.***
Zum Schluss.
Wusstest Du, dass Santa (im Gegensatz zu Nikolaus) verheiratet ist, mit Gertrude?
Ich war sehr überrascht darüber ein etwas freches, frivoles Video im Internet zu finden. Der Videoclip vom DUO Teya und Salena erschien am 17.11.23 und ist gleichzeitig ihre letzte Produktion. Rotzfrech, aber beschwingt.
Nimm Dir die 2 Minuten Zeit, das Video erheitert Dich ganz bestimmt.
Hier findest Du Gertrude: https://www.youtube.com/watch?v=1bRaCxB6Sd4
Ansonsten wünscht Dir und Deinen Lieben der Senior Captain Chlaus und sein Team eine ganz schöne Adventszeit mit Deinen Lieben.
***ich habe für diesen Text aus 2018 die Gedanken eines Freundes verwendet, angepasst und erweitert.
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